GRÜNE IM KREIS ROTENBURG (WÜMME)

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Das sind unsere Themen

Abgehängt auf dem Land? Eine neue Mobilität muss her!

Über Jahrzehnte galt Mobilität mit dem eigenen Auto als Inbegriff von Freiheit und Wohlstand. Der öffentliche Raum wurde dahingehend umgebaut: eine autogerechte Stadt und ein flächendeckendes Autobahnnetz sind für die meisten Menschen selbstverständlich.

Im ländlichen Raum dagegen wurde der öffentliche Verkehr vernachlässigt oder gar zurückgebaut – an viele Orte gelangt man nur noch mit dem Auto. Der Mangel an alternativen Mobilitätsangeboten hat viele Menschen in eine Abhängigkeit vom eigenen Auto gebracht und ihre Möglichkeiten, kostengünstig, bequem und ökologisch mobil zu sein, drastisch eingeschränkt.
Der Autobesitz in ländlich oder dörflich geprägten Regionen liegt mit 90% der Haushalte deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Nur 3% der Haushalte mit mehreren Personen haben kein eigenes Auto zur Verfügung. Im Gegensatz zu städtischen Regionen besitzen auf dem Land auch viele Haushalte mit sehr niedrigem ökonomischem Status einen PKW und nehmen die hohen Mobilitätskosten dafür zwangsweise in Kauf.
Die große Abhängigkeit vom eigenen PKW ist aber nicht nur aus ökologischen Gründen problematisch. Auch in ländlichen Regionen gibt es Menschen, die nicht selbst Auto fahren – entweder, weil sie nicht wollen, vor allem aber, weil sie aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht können. Auch für diese Menschen muss sichergestellt werden, dass sie selbstbestimmt mobil sein und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Vor allem für Menschen mit geringem Einkommen sind gute öffentliche Verbindungen und kurze Wege im Alltag wichtig. Die Handlungsfähigkeit dieser Menschen wird durch fehlende Infrastruktur und eingeschränkte Mobilität begrenzt.
Als häufigste Gründe, das eigene Auto statt des öffentlichen Verkehrs zu nutzen, nennen Fahrgäste zu seltene Fahrzeiten, fehlende Direktverbindungen, einen unzureichenden Takt und eine als zu lang empfundene Fahrtdauer. Hinzu kommen unübersichtliche Fahrpläne, schlechte Erreichbarkeit und Zugänglichkeit von Bahnhöfen und Haltestellen, zu hohe Fahrpreise, unverständliche Tarifsysteme und wenig Stauraum für Einkaufstaschen oder Fahrräder.
Auch die Fahrradwege und die Busanbindung auf dem Land sind oft sehr verbesserungswürdig. Flächendeckende Sozialtickets sollten die Norm werden.
Es gibt Ideen und Beispiele aus der Praxis, wie Mobilität im ländlichen Raum funktionieren kann: vom verbesserten klassischen ÖPNV-Angebot bis zu neuen alternativen Mobilitätsformen wie privates oder Bezahl-Carsharing, Rufbusse, Ruftaxis oder Kombibusse (Kombination aus Personen- und Lieferverkehr), ein einfaches, günstiges, kreisübergreifendes ÖPNV-Ticket in Kombination mit einem E-Bike-Abo. Auch eine rollende Arztpraxis für Menschen, die nicht von sich aus zum Arzt können, wäre denkbar. Oder sogar ein subventionierter Gutschein für beispielsweise 3 kostenlose Taxifahrten im Monat.
Unsere Vision: Alle Menschen können unabhängig von finanziellem und sozialem Hintergrund, Behinderung, Mobilitätseinschränkung oder Alter ohne eigenes oder mit weniger eigenem Auto mobil sein und am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Die Politik muss Mobilität als Teil der Daseinsvorsorge sehen. Auch auf dem Land soll es Mindestbedienstandards im öffentlichen Verkehr geben, sodass man von morgens bis abends mindestens jede Stunde zum Ziel und wieder zurück gelangt. Auf kürzeren Strecken wird dank gut ausgebauter Radwege das Fahrrad genutzt. Für längere Strecken gibt es einen gut getakteten ÖPNV, der von Anwohner*innen gerne genutzt und durch Rufbusse, Ride-Pooling und Taxis ergänzt wird. Die Infrastruktur wird nicht weiter ausgedünnt, sondern gestärkt. Durch Digitalisierung und flächendeckendes, schnelles Internet wird der Pendelverkehr reduziert. Ländliche Räume gewinnen an Lebensqualität, Städte werden von Pendelverkehr entlastet.

Ökologische Landwirtschaft? Ökologische Landwirtschaft!

Jede Form der Landbewirtschaftung ist ein Eingriff in die Natur. In der Ökologischen Landwirtschaft soll die Bewirtschaftung aber so erfolgen, dass die natürlichen Wechselbeziehungen des Ökosystems genutzt und gefördert werden.

Die Sicht auf die ökologische Landwirtschaft hat sich im Laufe der Zeit beachtlich geändert:

Vor wenigen Jahrzehnten galt sie noch als eine Spinnerei von Wollsocken tragenden Ökos. Nun rückt sie zunehmend ins Blickfeld als eine Antwort auf die großen ökologischen Krisen unserer Zeit:

Das rasante Artensterben und die sich zuspitzende Erderhitzung.

Denn zu beidem trägt die gängige konventionelle Landwirtschaft massiv bei.
Landwirte und Landwirtinnen werden im aktuellen Agrarsystem dazu gedrängt, ihre Preise zu drücken, ihre Angestellten auszubeuten, ihre Flächen möglichst intensiv zu bewirtschaften und möglichst immer mehr zu wachsen.

Diese „Wachse-oder-Weichen“-Logik bedeutet für viele kleine und mittlere Höfe das Aus.

Nur die ganz Großen können sich unter der derzeitigen Landwirtschaftspolitik erhalten. Doch eine zukunftsfähige Landwirtschaft muss die Vielfalt an bäuerlichen Strukturen erhalten und mit ihr eine Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten.
Die intensive Nutzung und Überdüngung von Böden, die Massentierhaltung und die großflächige Umwandlung von Wäldern und Mooren führen massiven Emissionen von Treibhausgasen wie Methan und CO2. Die industrielle Landwirtschaft ist für ein Drittel der weltweiten Treibhausgase verantwortlich, in Deutschland für mehr als 12%.

Sie ist gleichzeitig Verursacherin und Opfer der Klimakrise.

In der konventionellen Landwirtschaft werden, um größtmögliche Ernten einzufahren, oft riesige Flächen maschinentauglich gemacht. Dafür müssen Flussläufe, Baumbestände, Hecken und ehemals artenreiches Grünland einer Monokultur weichen.

Vielfalt hat so keine Chance: weder Insekten in Luft und Boden, Kleintiere in Feld und Wald noch wilde Gräser und Blumen überleben diese Prozedur.

Im Gegensatz zum intensiven, konventionellen Ackerbau nutzt der Ökolandbau keine chemisch-synthetischen Pestizide.

Stattdessen kommen zum Schutz vor Schädlingen robuste, weniger anfällige Sorten, Nützlinge, vielfältigere Fruchtfolgen oder mechanische Unkrautbekämpfung zum Einsatz. Chemisch-synthetische, leicht lösliche Düngemittel sind ebenfalls nicht erlaubt. Die Düngung erfolgt hauptsächlich über Kompost oder Mist. Um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern, setzt der Öko-Ackerbau Pflanzen wie Leguminosen ein, die Stickstoff aus der Luft sammeln und in den Boden bringen.

Die Anzahl der Tiere ist auf Bio-Höfen an die zur Verfügung stehende Fläche gebunden:

Nur so viele Tiere werden gehalten, wie der Betrieb mit Futter entweder vom eigenen Hof oder aus der Region versorgen kann.

Diese Art des Wirtschaftens stellt nicht nur gesunde Lebensmittel her, sie schützt auch Böden, Grundwasser, Klima und Biodiversität.

Im ökologischen Ackerbau etwa ist die mittlere Artenzahl von Ackerwildkräutern um 95% höher als auf konventionell bewirtschafteten Feldern. Die Zahl der Feldvogelarten liegt um 35% höher, die der blütensuchenden Insekten um 23%.

Auch im Öko-Landbau gibt es Nachteile:

Da er auf mineralische Dünger verzichtet und die Äcker weniger dicht bepflanzt werden, benötigen Biobauern mehr Fläche für dieselbe Menge Ertrag. Das führt indirekt zu höheren CO2-Emissionen. Aber: Vergleicht man die Treibhausgasbilanz über den gesamten Lebensweg von Erzeugnissen, verändert sich das Bild wieder ins Positive: Ökobetriebe emittieren weniger Klimagase aus Vorketten wie der Düngemittelproduktion, sie wirtschaften meist energieärmer und binden mehr Kohlenstoff im Boden.

Die Gesamtbilanz von ökologischer Landwirtschaft lautet deshalb: sie ist nachhaltig, human, tierwohlorientiert, zukunftsorientiert! Und eines ist sicher: Bio schmeckt einfach besser!

Wiedervernässung von Mooren

Jahrzehntelang standen beim Moorschutz vor allem die Biodiversität und die Filterfunktion der Moore im Vordergrund. Inzwischen ist der Klimaaspekt dazu gekommen.

Moore sind als Kohlenstoffspeicher enorm bedeutsam. Aus entwässerten Mooren entweicht ständig CO2. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, muss Deutschland bis 2050 ab sofort jedes Jahr 50.000 Hektar trockengelegte Moorflächen wiedervernässen (Universität Greifswald). Moor-Naturschutz und Moor-Bodenschutz verfolgen nicht immer dasselbe Ziel, wie man gerade am Gnarrenburger Modell sehen kann.
Eine Wiedervernässung bringt nicht alles zurück, was wir verloren haben. Die Entwässerung hat den Torfkörper dauerhaft geschädigt. Dennoch leisten wiedervernässte Moore einen großen Beitrag zum Klima- und Artenschutz. Dabei muss eine Balance geschaffen werden zwischen Flächen, die komplett der Natur zurückgegeben werden, und Flächen, auf denen Menschen weiterhin ihren Lebensunterhalt erwirtschaften. Eine neue Moorlandwirtschaft muss her: mit nasser Beweidung oder mit angepasstem Pflanzenanbau, beispielsweise Paludikultur. Die notwendige Wiedervernässung aller Moorflächen, seien es Niedermoore, seien es Hochmoore, darf jedoch nicht auf eine Maximierung der Nutzbarkeit zielen. Dann ist das Klimaziel nicht erreichbar.
Entwässerte Moorböden sind für rund 30% aller von der Landwirtschaft produzierten Treibhausgase verantwortlich. Der Landwirtschaft steht damit ein tiefgreifender Wandel bevor. Eine nasse Nutzung von Moorböden ist nicht konkurrenzfähig mit Mais- oder intensiv genutztem Grünland. Wenn es nach Maximierung der wirtschaftlichen Nutzung geht, wird sie es auch nie. Deshalb muss die Politik, insbesondere die träge GAP-Politik, eine andere Wertschöpfung schaffen, eine, die den zukünftigen Moor-Wirten einen Markt für Absatz und Verarbeitung von Produkten aus Weide, Grasschnitt, Seggen oder Rohrkolben erschließt.
Hochmoore brauchen Pflege, solange sie noch nicht ausreichend wiedervernässt sind. Sonst verbuschen sie. Eine gute Möglichkeit, eine nährstoffarme Hochmoorlandschaft wieder erstehen zu lassen, ist die Beweidung durch Schafe, etwa Moorschnucken. Dafür gibt es positive Beispiele, etwa in der Diepholzer Moorniederung. Auch die Verwertung von Biomasse aus wiedervernässten Mooren in Nahwärme-Heizwerken ist denkbar. Sie trägt zudem zur Unabhängigkeit von russischem Gas oder Öl bei.
Und nicht zuletzt ist da, wo bisher im Moor Intensivlandwirtschaft betrieben wurde, eine Aufwertung der Flächen durch Agri- oder Moor-PV eine Möglichkeit, wenn sie naturschutzfachlich begleitet wird.


Klimaschutz und Energiewende vor Ort gestalten

Bei der Transformation unserer Städte und Gemeinden hin zur Klimaneutralität kommt der lokalen Ebene und den Landkreisen eine zentrale Bedeutung zu. Kommunale Maßnahmen zur Produktion von regenerativen Energien und dem Schutz der Umwelt schaffen ein lokales Bewusstsein für die Notwendigkeit dieser Maßnahmen.

Klimaschutz gelingt nur vor Ort und nur wenn die lokalen Akteur*innen mitgenommen werden.

Als Grüner Kreisverband unterstützen wir die Maßnahmen von Bundes- und Landesregierung, diese Transformation in den Gemeinden voranzutreiben und wollen lokal als Multiplikator*innen dienen.

Dies sind u. a. die Verpflichtung, Solaranlagen zur Deckung des Eigenstrombedarfs auf allen Neubauten und öffentlichen Gebäuden anzubringen. Fassadendämmung und Wärmepumpen können zwei (von vielen weiteren) Maßnahmen zum Erreichen der Klimaneutralität im Gebäudesektor sein. Durch eine gezielte finanzielle Förderung sollte zudem der monetäre Anreiz verstärkt werden, auch Privatgebäude im Bestand durch solche Maßnahmen auf eine klimaneutrale CO2-Bilanz hin zu sanieren. Aus unserer Sicht müssen dabei auch diejenigen, die bereits vor Jahren/Jahrzehnten in solche Maßnahmen investiert haben bei diesen finanziellen Anreizen mitbedacht werden; als Anerkennung ihrer „Pionierstätigkeit“ für den lokalen Klimaschutz.

Vermieter*innen tragen hier die gleiche Verantwortung wie Eigenheimbesitzende, ihre Gebäude klimaneutral zu modernisieren. Die Kosten dafür dürfen jedoch, in Zeiten hohen Mietdrucks und explodierender Nebenkosten, nicht uneingeschränkt an die Mieter*innen weitergegeben werden. Hier unterstützen wir entsprechende Programme auf Landes- und Bundesebene. 

Geringverdiener*innen sind hierbei finanziell besonders zu unterstützen.

Klimaschutz ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, die nicht vom Geldbeutel abhängig sein darf. 

Aber nicht nur Einzelpersonen sind zentrale Träger*innen der lokalen Klimatransformation vor Ort. Den Gemeinderät*innen und der lokalen Wirtschaft kommt ebenfalls eine Schlüsselposition zu.

Unsere Vision sind die energieautarken, CO2-neutralen Gemeinden.

Der komplette Strom-, Energie- und Wärmebedarf wird dabei vor Ort in der jeweiligen Gebietskörperschaft hergestellt. Dies gelingt über Photovoltaik, Biogas-Anlagen, Wärmepumpen, Windkraftanlagen und eine effizientere Weiterverwendung des entstehenden Abfalls (Stichpunkt Biotonne im Landkreis ROW einführen). Dies schafft ein Gefühl von Eigenständigkeit und Sicherheit vor Energiekrisen in den jeweiligen Gemeinden und entlastet den stark unter Druck stehenden gesamteuropäischen Energiemarkt. Gerade im ländlichen Raum gibt es noch großes Potenzial zur regenerativen Energieproduktion vor Ort.

Lokale Wirtschaftskreisläufe und Wertschöpfungsketten schaffen vor Ort nicht nur Arbeitsplätze und Wirtschaftsleistung, sondern auch ein Gefühl von Zusammengehörigkeit.

Für uns Grüne hat deswegen die Ansiedlung und Stärkung lokaler, kleiner Unternehmen – zentral im Ort – immer Vorrang vor flächenintensiven Großfirmenniederlassungen in (neuen) Gewerbegebieten am Rand unserer Städte und Dörfer. Diese regionale Wertschöpfung vor Ort stärkt die lokale Wirtschaftsautonomie und verringert Emissionen durch hohe Transportwege.

Das 1,5°-Ziel erreichen wir nur gemeinsam, mit nachhaltigen Strukturen vor Ort.

Das Große geht nicht ohne das Kleine, #endlich machen, und zwar gemeinsam!

Der Konflikt zwischen Artenschutz und Energiewende

… ist nicht einfach zu lösen! Angesichts des anthropogen verursachten Klimawandels sind die Erneuerbaren Energien ein wesentliches Standbein für die Umsetzung der Klimaschutzziele. Eine zügige Energiewende trägt wesentlich zum Natur- und Artenschutz bei.

Trotzdem entstehen durch die Errichtung von Windenergieanlagen sowie auch Freiflächenphotovoltaik neue Spannungsfelder in Sachen Natur- und Artenschutz, die im Planungs- und Bauprozess sowie während des Betriebs der Anlagen ernst genommen werden müssen.

Niedersachsen kommt bei der Erzeugung von Windenergie eine Schlüsselrolle zu, weil die Küstenregionen und die norddeutsche Tiefebene sehr windreiche Standorte sind.

Mit rund 11.000 Megawatt installierter Leistung ist das Land mit Abstand führend bei der Windenergiegewinnung in Deutschland.

In Niedersachsen müssen bis 2050 mindestens 27.000 Megawatt aus Windenergie erzeugt werden. Dafür werden 2,1 % der Landesfläche benötigt.

Fehler in den Genehmigungsverfahren haben bisher oft dazu geführt, dass viele Anlagen nicht ans Netz gegangen sind. In Niedersachsen fehlt die konsequente Ausweisung von Vorrang- und Ausschlussgebieten für die Windkraft. Ohne die nötige Planungs- und Rechtssicherheit für Anlagenplaner und Bürger wird Niedersachsen seine Ausbauziele nicht erreichen.

Um den Ausbau der Windenergie voranzutreiben, müssen Verfahren zügig durchgeführt werden. Dazu bedarf es einer aktuellen Datenbasis der Arten und Lebensräume. Hier besteht dringender Handlungsbedarf in Niedersachsen, denn die Landesbasisdaten sind veraltet und unvollständig.

Bundesweite Standards für Erfassungs- und Bewertungsmethoden können ebenfalls zur Verfahrensbeschleunigung beitragen.

Repowering, also der Austausch bestehender Anlagen durch neue, leistungsstärkere Anlagentypen an ertragreichen Standorten, bietet die Möglichkeit neuer Energiekapazitäten. Dabei müssen frühere Planungsfehler behoben werden.

Die Energiewende geht auch deshalb immer noch zu zögerlich vonstatten, weil Behörden unterbesetzt sind, nicht ausreichend Gutachter zur Verfügung stehen oder sinnvolle Maßnahmen wie eine Solardachpflicht auf Bestandsgebäuden oder das Abschaffen der 10H-Regelung politisch blockiert werden.

Windenergieanlagen in Waldgebieten sollten im Einzelfall geprüft werden. Wälder erfüllen vielfältige Funktionen als Lebensraum, CO2
-Speicher und Orte der Erholung. Durch Windenergieanlagen werden Waldböden versiegelt, Konflikte mit dem Artenschutz sind vorprogrammiert. Zudem ist der Waldanteil hierzulande gering: Niedersachsen gehört mit einen Waldanteil von nur 25 % zu den waldarmen Bundeslän­dern, im Gegensatz etwa zu Hessen oder Rheinland-Pfalz mit über 40 %. Von Sturm oder Borken­käfer betroffene Waldflächen in Niedersachsen müssen deshalb zu naturnahen und stabilen Wäldern ent­wickelt werden anstatt zu Windparks. An oberster Stelle sollte stets die Wertigkeit des Ökosystems stehen.

Monotone Fichtenwälder sind teils deutlich weniger wertig als schützenswerte offene Landschaften.
Der hohe und schnell fortschreitende Verlust der Biologischen Vielfalt hat nach wissenschaftlicher Erkenntnis die planetaren Grenzen weitestgehend überschritten.

Der jüngste Bericht des Weltbiodiversitätsrates (IPES) macht andererseits klar, dass der Klimawandel bereits heute eine der wesentlichen Ursachen des globalen Artensterbens ist.

Er kann zum zentralen Treiber des Biodiversitätsverlustes werden, wenn es nicht gelingt den Temperaturanstieg auf die in Paris verabredeten Ziele zu beschränken.
Schon aus diesen Sätzen wird klar, dass die Energiewende nur Hand in Hand mit dem Artenschutz erfolgen kann, alles andere führt in die Sackgasse. Beide dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Der NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger drückt es so aus:

„Es geht darum, den Artenschutz möglichst eng mit der Energiewende zu verzahnen. Die Erderhitzung ist eine riesige Bedrohung für viele Arten auf diesem Planeten. Die Energiewende ist eines der wichtigsten Mittel dagegen. Ohne Energiewende können wir uns allen Artenschutz auch gleich sparen. … Ich würde in meiner Funktion als Präsident gern klarmachen: Klimaschutz ist die Voraussetzung für Artenschutz. Es gibt nicht zwei Seiten. Wir müssen beides stärker zusammendenken, und zwar dringend.“

Es ist keine neue Erkenntnis, dass natürliche Kohlenstoffsenken wie Moore, Wälder, Meere und auch artenreiches Grünland zu den effektivsten Klimaschutzmaßnahmen gehören, die uns zur Verfügung stehen. Und obwohl Moore weltweit lediglich drei Prozent der globalen Landfläche einnehmen, binden sie ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffes – doppelt so viel wie alle Wälder dieser Erde zusammen. Doch Moore, Wälder und Meere können ihre Klimafunktion nur erfüllen, wenn ihre komplexen Gefüge verstanden und ihre Artenvielfalt geschützt werden. Zu oft hat die Vergangenheit gezeigt, dass der Verlust einzelner Schlüsselarten ganze Systeme in Schieflage bringen kann und damit auch ihre Ökosystemleistungen für uns Menschen: Klimaschutz, Küstenschutz oder Ernährungssicherheit.
Die von den Mitgliedstaaten und dem EU-Parlament beschlossene Vogelschutz-Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten, die Bestände wildlebender Vogelarten auf einem Stand zu halten oder auf einen Stand zu bringen, der den ökologischen Erfordernissen entspricht. Zu diesem Zweck werden die Mitgliedstaaten verpflichtet, das Verbot des absichtlichen Tötens von Vögeln in ihr nationales Artenschutzrecht zu übertragen. Dieses Tötungsverbot gilt grundsätzlich und ist nicht vom Erhaltungszustand einer Art abhängig. Ausnahmen vom Tötungsverbot dürfen nur aus bestimmten Gründen gewährt werden, unter anderem im Interesse der öffentlichen Sicherheit. Deutschland hat das grundsätzliche Tötungsverbot der Vogelschutzrichtlinie und auch der FFH-Richtlinie im Bundesnaturschutzgesetz umgesetzt (§§ 44 ff.), aber auch die Möglichkeit der Zulassung von Ausnahmen durch die zuständige Behörde geschaffen (§ 45 Abs. 7 Satz 1 BNatSchG).

Wichtige naturschutzfachliche Forderungen beim Bau von Windenergieanlagen:
Die notwendigen Mindestabstände zu Horst- und Nistplätzen sensibler Arten müssen eingehalten werden.
Voraussetzung für eine fundierte Prüfung von Artenschutzbelangen ist der Aufbau und die Pflege eines Datenerfassungssystems für Arten und Lebensräume, auf dessen Ergebnisse alle relevanten Akteure zugreifen können.
Es bedarf bundesweiter Standards für Erfassungs- und Bewertungsmethoden für die gutachterliche Arbeit und einer Zertifizierung von Gutachtern, um eine qualifizierte Planung zu gewährleisten.

Notwendig ist eine regelmäßige Evaluierung des Artenschutzleitfadens. Daten zu windenergiesensiblen Arten sind nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu aktualisieren.

Durch jährliche Erhebungen ist die Dynamik im Auftreten kollisionsgefährdeter Arten zu berücksichtigen. So können die Risiken bewertet und z.B. durch Abschaltzeiten reduziert werden.

Die Energiewende ist für das Überleben des Planeten unabdingbar. Der Erhalt der Arten genauso. Die Forcierung des Ausbaus erneuerbarer Energien muss im Rahmen der ökologischen Tragfähigkeit unseres Globus ablaufen, das heißt innerhalb der Belastungsgrenzen der Natur.

Gesunde Ökosysteme helfen, die Auswirkungen der Erderwärmung zu begrenzen. Verfallen wir an dieser Stelle in ein „Klimaschützer gegen Artenschützer“, dann wäre die Energiewende schon heute gescheitert und unsere Zukunft sähe noch finsterer aus.


Klimaneutrales Bauen – eine Zukunftsvision?

Die deutschen Klimaziele können nur erreicht werden, wenn auch alle Einsparpotenziale des Bausektors ausgeschöpft werden. Gebäude gehören zu den CO2-Hauptverursachern in Deutschland.

Allein bei der Herstellung von Baustoffen werden etwa 8 % der deutschen Treibhausgas-Emissionen produziert. Das entspricht bereits etwa den CO2-Emissionen des durchschnittlichen jährlichen Flugverkehrs aller Deutschen. Nimmt man die Bereitstellung von Gebäudewärme und Warmwasser hinzu, ist der Gebäudebereich insgesamt für etwa 30 % der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland verantwortlich.

Besonders negativ ins Gewicht fällt bei der Ökobilanz von Neubauten die Zeit, bevor das Gebäude überhaupt genutzt wird. Inzwischen verursacht ein typischer Neubau bereits bei Materialherstellung und Errichtung die Hälfte der gesamten Treibhausgas-Emissionen und des Energieaufwands, die bei einem Lebenszyklus von 50 Jahren durch Heizung, Strom, Kühlung, Kochen etc. verbraucht wird.
Auch bei der Nutzung und Entsorgung entstehen weitere Emissionen. Zudem sorgt die Bautätigkeit für 50 % des deutschen Abfallstroms und ist daher auch aus Ressourcenperspektive ein Problem.

Die Graue Energie, also die Energie, die im Haus steckt, bevor man darin wohnt, und die durch Zementproduktion, Mauerbau, Klinkerherstellung oder beim Baggerfahren entsteht, muss dringend ins Bewusstsein von Bauherren und Investoren gelangen.
Deshalb sollte eine CO2-Steuer auf neue Baumaterialien und Graue Energie erhoben werden. Dann wird im Regelfall Sanierung sogar günstiger als Neubau.

Es ist höchste Zeit, den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes in den Blick zu nehmen und ökologisch zu optimieren: Von der Baustoffherstellung über Errichtung und Betrieb bis hin zu Rückbau oder Abriss. In jeder Gemeinde muss bei allen Bauvorhaben ein so genannter Lebenszyklus-Check durchgeführt und die Planung entsprechend angepasst werden.

Die Alternative, Häuser und andere Gebäude aus Holz, Stroh und Lehm zu bauen, ist noch wenig verbreitet, muss aber in Zukunft deutlich ernster genommen werden. Das gilt selbst für Hochhäuser. Holz ist ein CO2-Speicher, allerdings nur dann, wenn es regional produziert und nicht über lange Strecken transportiert wird.

Es sollten möglichst große Fenster verwendet werden, damit viel Sonnenenergie ins Gebäude gelangt. Dächer und Wände müssen nach Möglichkeit begrünt werden, denn das dient der Kühlung, der Verschattung und einem positiven Mikroklima. Außerdem entsteht eine natürliche Dämmschicht, die kleinen Tieren ein Zuhause bietet.

Für eine optimale Energieeffizienz müssen mehr Sonnenpaneele nicht nur auf dem Dach, sondern auch an den Hauswänden verwendet werden, vor allem an Südwänden, damit genügend Strom produziert wird. Dieser kann bei Überproduktion Nachbarn mitversorgen, die im Schatten liegen.

Die Energieversorgung von Gebäuden muss insgesamt möglichst weitgehend aus Erneuerbaren kommen.

Öffentliche Gebäude, Schulen, Rathäuser etc. müssen Vorbildfunktion beim Klimaschutz einnehmen. Erneuerbare Energien, natürliche Baumaterialien, Recycling und Re-Use müssen bei jeder Planung der Normalfall werden.

Bis heute spielen bei öffentlichen Ausschreibungen Nachhaltigkeit, Graue Energie und Ressourcenschonung kaum eine Rolle, es regiert nur der Preis. Und gelegentlich die Angst vor Schadstoffen in alten Bauten. Deshalb passiert immer noch das Gegenteil dessen, was nötig ist.
Wir müssen nachhaltiger leben und uns auf weniger Konsum einstellen. Das gilt in vielen Bereichen, aber auch und gerade beim Bauen.